Karolina Suska

Die Grenzen gibt es nur in unseren Köpfen

Karolina Suska bezeichnet sich selbst als Aktivistin des ländlichen Raums – sie denkt nicht, dass ihr Beruf als Managerin einer kulturellen Einrichtung viel zu ihrer Tätigkeit als Leaderin beiträgt. Schon seit Jahren arbeitet sie mit Frauen, Kindern und Jugendlichen aus den ländlichen Räumen gegen die vorherrschenden Stereotypen, tagein tagaus.

Entdecken des Unentdeckten

Karolina Suska ist Leiterin der des lokalen Kulturzentrums von Łaziska, einer ländlichen Ortschaft nahe Lublin. Sie hat einen Abschluss der Jagiellion Universität aus dem Programm „Polish-American Freedom Foundation Program“ and „Academy of Culture Leaders“.
Die studierte Soziologin ist eine Trainerin und Turorin. Neben ihrer Arbeit mit den Frauen ihres Heimatorts ist sie in die Integrationsbemühungen eingebunden in der Region eingebunden. Dabei unterstützt sie die Integration Menschen mit Migrationserfahrung, sowohl alleinlebende als Geflüchteter, durch Begegnungen mit den Einwohnern aus der Region. Inclusive Leadership bedeutet für sie Möglichkeiten für aufgrund von Herkunft, ihres Alters oder ihrer Behinderungen gesellschaftlich marginalisierte Gruppen zu schaffen. Möglichkeiten sind der Schlüsselbegriff, als Karolina die Menschen einlädt gesellschaftliche und kulturelle Teilhabe auszuleben. Diese Möglichkeiten anzunehmen ermächtigt Menschen ihre Fähigkeiten und Talente zu zeigen und erlaubt ein Kennenlernen untereinander. Ausgeschlossene zu finden und ihnen die Hand zu reichen, das Unergründete zu erkunden, dies versteht Karolina als essentieller Teil der Aufgaben von inclusive Leadern.

Frauen empowern

Karolina Suska macht in beiden Bereichen ihres sozialen Engagements von inclusive Leadership Gebrauch: Bei der Arbeit mit Frauen aus ländlichen Gebieten zum einen, und bei der mit Migranten aus kleinen Gemeinden zum anderen. Ersteres basiert auf der Ermächtigung von Frauen durch Partizipation, etwa bei verschiedenen Treffen, Initiativen und Workshops, aber auch Bildungsreisen, kulturellen Veranstaltungen und intergenrationellen Begegnungen. Insbesondere veranstaltet sie auch Fotoshootings um die Frauen sichtbar zu machen und Vorurteilen entgegen zu wirken.
Exemplarisch für die Auswirkungen von Karolinas Arbeit ist die Geschichte von Teresa, einer Bewohnerin aus einem Nachbarort. Teresa fühlte sich lange sozial isoliert und nicht in der Lage, sich aus eigener Kraft aus dieser Situation zu befreien. Eines Tages kam sie auf Karolina zu, die sie Leader für Frauen kannte. Die Konfrontation mit der neuen Gruppe löste bei ihr anfangs Ängste und Zweifel aus, die ihre Teilnahme verhinderten. Karolina versuchte sie dabei zu unterstützen und ermutigen, wartete geduldig auf ihr Wiedererscheinen im Intergenerationellem Frauenclub. Sie stellte Teresa Zeit, Raum und Unterstützung zur Verfügung, damit diese sich in der neuen Situation wohlfühlen konnte. Einst eine zurückgezogene Frau, gefangen in den eigenen vier Wänden, entwickelte Teresa sich zu einer der wichtigsten Aktivistinnen der Gemeinde. Dies erlaubte ihr, aufzublühen und mit über 60 Jahren ihr Leben voll auszukosten, etwa durch das Reisen. Diese Geschichte zeigt, dass es möglich ist ein erfülltes Leben unabhängig von Alter und Umständen zu führen.

Karolinas anderer Tätigkeitsbereich sind die Bedürfnisse von weiblichen Geflüchteten und Migrantinnen. Dazu organisiert sie verschiedene Veranstaltungen, die für viele der Frauen die einzige Möglichkeit sind, am gesellschaftlichen Leben der Gemeinde teilzunehmen. Die Frauen nehmen gemeinsam an Koch- und Handwerkskursen teil, während derer sie über Gebräuche und Kultur ihrer Heimat austauschen. Dies ist oft ein emotional verbindender Moment, in dem Erinnerungen geteilt werden und in dessen Folge die Frauen enger zusammenrücken. Jede dieser Veranstaltung ist ein Rahmen, indem „echte“ Gespräche stattfinden können. Das Ergebnis? Eine neue Sichtweise auf die Migrantinnen, die viele der Einwohnerinnen sonst nicht kennengelernt hätten. Karolina zufolge „verdeutlichen solche Zusammentreffen meine Anstrengungen, diese Frauen in das soziale Leben der Gemeinde einzubinden“.

Grenzen überwinden

Ihre Arbeit beschert Karolina nicht nur Erfolge sondern stellt sie auch oft vor Herausforderungen. Eine der größten stellen die Einstellungen der Menschen dar. Oft muss sie sich anhören, ihre Arbeit sei nicht wichtig oder notwendig, bringe sie in Gefahr und sie solle sich etwas anderes suchen. Doch Karolina stellt sich dieser Kritik und lässt sich nicht davon beeindrucken. Ihr Glaube an den Sinn ihrer Arbeit ist stärker, und sie weißt genau welche Ziele sie erreichen möchte. „Nachdem man etwas ein, zwei- oder fünfmal gemacht hat, beweist man, dass es Fortschritt und kein Versehen war“. Entscheidend für das Gelingen ist auch die Unterstützung die sie erfährt. Immer wenn sie auf eine Hürde stößt, weiß sie die Unterstützung diverser Organisationen und Menschen die sich ebenfalls mit ihren Zielen identifizieren. Dieses Vertrauen erfüllt sie mit Zuversicht und Motivation für die Zukunft.

Achtsamkeit einer Leaderin

Von den verschiedenen Vorteilen von inlcusive leadership stellt Karolina Suka vor allem den outreach heraus. So können größere Gruppen angesprochen werden, etwa Menschen mit geringem Sozialkapital. Eine Einbindung dieser wird oft grundlegend für die Organisation und bereichert sie. Zusätzlich löst eine solche Einbindung Weiterentwicklungen der gesamten Organisation, aber auch der beteiligten Menschen aus. Es erfordert Mut, den ersten Schritt auf neue Gruppen zu machen, aber es ist die Anstrengung wert. Für alle, die inclusive Leadership anwenden möchten, lautet Karolinas Ratschlag: „Seid ehrfürchtig, aber versucht es, gebt nicht auf. Die Grenzen existieren nur in den Köpfen. Wichtig ist, genau zu wissen was man tut, und aus welchen Gründen.“ Sie merkt weiter an, dass Inklusion bei der Arbeit mit allen sozialen Gruppen benutzt werden kann. In ihrer Arbeit geht es darum Barrieren zu konfrontieren und Menschen ein Gefühl von Wertschätzung und Kontrolle über ihr ihr Leben zu geben. Das Ergebnis ist eine veränderte Wahrnehmung und ein Abbau von Vorurteilen. Ihr Hoffnung ist, dass soziale Initiativen wie der Frauenclub von Lublin dem Stereotyp der „Frau vom Dorf“- entgegenwirken, bis dieser gänzlich verschwindet.